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    Home>News & Events>Vortrag und Podiumsdiskussion: „Vertrauen und... Drucken

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    Vor mehr als 50 Gästen aus Wissenschaft und Praxis hielten Prof. Joachim Krueger (Brown University, USA) und Patrick Cowden (Gründer und CEO von Beyond Leadership) im November Vorträge mit anschließender Podiumsdiskussion moderiert von Prof. Michael Kosfeld auf dem Campus Westend zum Thema Vertrauen und Kontrolle in Organisationen. Krueger, der als Sozialpsychologe als einer der führenden Wissenschaftler im Bereich „Interpersonal Trust“ gilt, machte deutlich, dass es unmöglich und auch nicht wünschenswert ist, allem und jedem zu vertrauen. Denn: es wird immer Personen geben, die das ihnen entgegengebrachte Vertrauen missbrauchen, unterlaufen und letztlich davon profitieren. Krueger machte dies anhand des sogenannten „Trustgame“ deutlich, einem Szenario, welches von Ökonomen und Psychologen eingesetzt wird, um Vertrauen empirisch zu messen. In diesem Spiel bekommt Spieler 1 einen bestimmten Geldbetrag, den er entweder ganz behalten oder einen Teil davon an Spieler 2 abgeben kann. Im Falle des Abgebens verdoppelt oder verdreifacht der Versuchsleiter den Betrag. Nun liegt es in der Hand von Spieler 2 zu entscheiden, ob er das komplette ihm zugeteilte Geld behält, oder einen Teil wieder an Spieler 1 abgibt. Spieler 1 muss also Vertrauen in seinen Mitspieler aufbringen, dass wenn er mit ihm teilt, ihm dieser auch wieder etwas vom Gewinn zurückgibt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Spieler 2 das ihm zugeteilte Geld häufig nicht zurückgibt und ein zu stark vertrauender Spieler 1 daher einen Verlust erleidet. Daher Kruegers Schlussfolgerung, dass ein grenzenloses Vertrauen in unser Gegenüber nicht empfehlenswert sei. Der Deutsch-Amerikaner Cowden hat mehr als 25 Jahre Führungspositionen in internationalen Unternehmen (u.a. Dell, Hitachi Data Systems) bekleidet und in seinem Buch „Mein Boss, die Memme: Was läuft schief in deutschen Chefetagen?“ eine kritische Bestandsaufnahme von Führung vorgelegt. Er konnte immer wieder feststellen, dass Manager ihren Mitarbeitern viel zu wenig Vertrauen schenken. Daher sein Credo: Die beste Führung beginnt mit Vertrauen statt Kontrolle, setzt auf Nähe statt Distanz und orientiert sich am Menschen statt an Zahlen. In Cowdens Augen sei eine Führungskraft nur dann wirklich eine gute Führungskraft, wenn sie in die „Macht des Vertrauens“ vertraue, d.h. viel mehr Bemühungen in das Schaffen von Vertrauen als in die Kontrolle ihrer Angestellten stecke. Cowden habe es sich zum Ziel gemacht, langfristig die deutsche Führungskultur hin zu einer stärkeren Werteorientierung zu verändern und Antworten auf die Frage zu finden, wie man Vertrauen als zentralen Punkt bzw. Status Quo auf die Agenda jedes Unternehmens bringen könne. Mit seiner Initiative „Beyond Leadership“ setzt er sich für diesen Wandel ein. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde unter anderem über den Unterschied zwischen Vertrauen und Wertschätzung debattiert, und es wurde ein offensichtliches Dilemma aufgedeckt: Anderen zu viel Vertrauen zu schenken, kann dazu führen, dass man ausgenutzt wird bzw. andere davon profitieren (Krueger), niemandem mehr zu vertrauen kann hingegen auch nicht die Lösung sein, da wir in unserer heutigen Gesellschaft bedeutend auf andere angewiesen sind, und die Mehrheit unserer Mitmenschen unser Vertrauen im Gegenzug nicht missbrauchen würde (Cowden). Organisiert wurde die Veranstaltung durch das Center for Leadership and Behavior in Organizations (CLBO), einem interdisziplinären Forschungsinstitut der Goethe-Universität, welches Wissenschaftler der Ökonomie, Psychologie und Soziologie vereint. Das CLBO hat sich zum Ziel gemacht, Forschung und Praxis näher zusammenzubringen und ihnen ein gemeinsames Forum zum Austausch zu bieten, was an diesem Abend erfolgreich gelungen ist.

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