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    Am 18. November veranstaltete das CLBO ein Event mit dem Titel „Vertrauen im Wandel: Von der Unternehmenswelt zur KI-Ära“. Die Leitfrage des Abends, inspiriert vom französischen Philosophen Paul Valéry – „Kann der menschliche Geist beherrschen, was der menschliche Geist gemacht hat?“ – erwies sich als überaus treffend. Sie führte das Publikum, bestehend aus Führungskräften, Unternehmern und den Gestaltern von morgen (nämlich unseren Studierenden), direkt ins Herz einer der drängendsten Fragen unserer Zeit: der Neudefinition von Vertrauen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz.

    Die zentrale These der Veranstaltung lautete, dass es bei der KI-Transformation im Kern nicht um Technologie, sondern um eine der ältesten menschlichen Eigenschaften geht – das Vertrauen. Doch wie verändert sich dieses, wenn unsere Entscheidungspartner zunehmend auch Maschinen sind?

    Die Reise durch den Abend startete bei den vertrauten Wurzeln des Vertrauens. Kira Bibic (M.Sc.) legte mit ihrem Vortrag zu „Identity Leadership“ das psychologische Fundament. Sie zeigte auf, dass Führungskräfte durch die Schaffung eines starken „Wir-Gefühls“ und gemeinsamer Werte Vertrauen im Team kultivieren können. Die positiven Effekte dieses Führungsstils sind signifikant: gesteigertes Engagement und ein reduziertes Burnout-Risiko. Allerdings, so ein wichtiger Hinweis aus ihrer Forschung, stößt dieser Ansatz bei sehr autonomieorientierten Mitarbeitenden an seine Grenzen.

    Von diesem klassischen Vertrauensmodell schlug die Veranstaltung die Brücke in die KI-Ära. Dr. Stefanie Marx-Fleck präsentierte hierzu die erhellenden Ergebnisse einer umfassenden Studie. Ihr zentraler Befund: Vertrauen in KI ist extrem kontextabhängig. Während KI bei Routineaufgaben hohe Akzeptanz genießt, bricht das Vertrauen bei sensiblen Personalentscheidungen dramatisch ein. Ihre Forschung identifizierte die digitale Reife des Unternehmens und vor allem eine vorlebende, identitätsstiftende Führung als entscheidende Hebel, um diese Vertrauenslücke zu schließen.

    Die naheliegende Frage, wie sich diese Lücke überbrücken lässt, beantwortete Prof. Dr. Kevin Bauer mit einem überzeugenden Lösungsmodell: der Mensch-KI-Kollaboration. Seine Forschung in der Finanzberatung zeigte, dass die bloße Anwesenheit eines menschlichen Beraters („Human-in-the-Loop“) die Akzeptanz von KI-Empfehlungen signifikant steigert. Der Grund liegt nicht in besserer Technik, sondern im Aufbau von „emotionalem Vertrauen“. Dieser psychologische Effekt hatte handfeste Vorteile: Die Kunden erzielten am Ende messbar höhere Renditen.

    Den Abschluss und zugleich den Brückenschlag in die unternehmerische Praxis bildete der Impuls von Hon. Prof. Dr. Michael Groß. Aus strategischer Management-Perspektive betonte er, dass eine erfolgreiche KI-Transformation mehr erfordert als Technologie: eine kritische Standortbestimmung („Readiness Check“), klare KI-Governance-Richtlinien und die Klärung von Verantwortlichkeiten. Seine zentrale Botschaft: Je tiefgreifender KI den Arbeitsalltag durchdringt, desto wichtiger werden die menschliche Führung und ihre Fähigkeit, sich auf strategische Bewertungen und Mitarbeiterentwicklung zu konzentrieren.

    Die Veranstaltung des CLBO verband damit auf gelungene Weise psychologische Grundlagen, datengestützte Analysen und praxistaugliche Lösungsmodelle zu einem rundeten Gesamtbild. Sie machte deutlich, dass die Beherrschung der KI-Revolution letztlich eine Frage der intelligenten und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine ist. Im Anschluss nutzen die Teilnehmenden die Gelegenheit zum weiteren Austausch mit den Vortragenden und dem Networking.

    Die Folien der Veranstaltung finden Sie hier:

    - Vortrag von Kira Bibic (M.Sc.) 

    - Vortrag von Dr. Stefanie Marx-Fleck

    - Vortrag von Prof. Dr. Kevin Bauer

    - Vortrag von Hon. Prof. Dr. Michael Groß

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